Historie

Geschichte in Zahlen und Fakten

Schloss Hürbel kann aufgrund des guten Überlieferungszustandes und seiner wandfesten Ausstattungen als ein authentisches Kleinod der Oberschwäbischen Schlossbaukunst bezeichnet werden.“ Dr. Christian Ottersbach, Landesamt für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart, der diese Historie zusammen gestellt hat.

Der Ortsadel erscheint erstmals 1083. Die Herren von Hürbel trugen den Leitnamen „Pilgrim“ und waren offenbar eng verwandt mit den Herren von Freyberg, denn 1237 beerbte Ulrich von Freyberg seinen Bruder Peregrin von Hürbel. Ihr Stammsitz, der Burgstall Freyberg, befindet sich in der Nähe von Hürbel. Seit dem 16. Jh. gehörte die Herrschaft Hürbel zum Reichsritterkanton Donau.

1520 hatte es „nit allein kain Edelmannsitz, sondern och gar kein Behausung für ain Edelmann“, da die nahe Burg Freyberg in Trümmern lag. Einen älteren Herrensitz muss es am Ort einst gegeben haben, eventuell an der Stelle des heutigen Schlosses, der jedoch zur Bauzeit wohl bereits abgegangen war.

Das Schloss ist also eine Neugründung von 1521 durch Heinrich von Stein und zwar in Folge einer Erbteilung innerhalb des Hauses Freyberg. Der Hauptbau mit seinen vier runden Ecktürmen ist ein charakteristisches Zeugnis für den Typus des festen Hauses, wie er in der ersten Hälfte des 16. Jh. in Oberschwaben weit verbreitet war. Die Fryberger ließen das Schloss mehrfach umbauen. Aus den beiden Bauphasen 1723-27 und 1787-90 stammen kostbare Ausstattungselemente.

Dazu zählen die hochbarocken Stuckdecken im Treppenhaus und im 2. Obergeschoss. Sie zeigen zwischen reichem Bandelwerk figürliche Reliefs, Trophäen und Putten. Sie sind im oberen Flez signiert mit „A.F.“, was auf Anton Feichtmayr den Jüngeren (auch Joseph Anton Feuchtmeyr) hinweisen könnte. Die Formensprache der Ornamente mit teigigen Kartuschen und Hörnchen, sowie die teilweise dünnen Rundstäbe des Bandelwerks, verraten die Schule eines italienischen Meisters und erinnern deutlich an Donato Giuseppe Frisoni. Definitiv gehören diese Decken zu den herausragenden Stuckarbeiten in den Landschlössern des Oberschwäbischen Adels.

Von einzigartigem Wert sind die Papiertapeten in der Beletage, die offenbar um 1788/89 in der Manufaktur von Réveillon in Paris gefertigt wurden und in ihrer umfassenden Erhaltung ein einmaliges Zeugnis der Louis-Seize-Raumkunst in Oberschwaben darstellen. Sie gehören zum wertvollsten Interieur dieser Zeit in Baden-Württemberg.

 Schloss Hürbel besitzt zusätzlich einen umfangreichen Originalbestand an barockzeitlichen Fenstern mit Bleiverglasungen und Beschlägen, sowie zahlreiche Türen mit reich verzierten, verzinnten Beschlägen, Schlössern und Bändern aus der ersten Hälfte 18. Jahrhunderts.

Der Umbau zu einem Kinderheim durch die Kongregation der barmherzigen Schwestern in Bonlanden 1907-09 ergänzte die vorhandene Ausstattung um sieben qualitativ hochwertige Jugendstil-Kachelöfen der Firma C. Rießner, Nürnberg-Glaishammer und ein Kuriosum, die Lourdes-Grotte im Südost-Turm.

Mit Ausnahme des ebenfalls 1908 umgebauten und erweiterten Brauhauses, (errichtet 1693-99), stammen die übrigen Gebäude aus dem 20. Jahrhundert, mit Resten älterer Substanz. Dazu gehören ausgedehnte Keller und eine bemalte Giebelwand des aus dem 16. Jahrhundert im Torhaus.

2013

Verkauf an Ehepaar Egon Dietz und Dr. med. Heidrun Weinert

1981

Schloss Hürbel gelangt durch Verkauf wieder in Privatbesitz einer Hamburger Familie

1950

Abbruch der alten Schlossscheuer, Neubau unter Einbeziehung der alten Keller und des Torhauses

1938

Errichtung der Scheuer mit Stallungen für Schweine, Pferde und Hühner, an Stelle der alten Holzremise

1932

Anbau der Toiletten an die Nord-Seite von Hauptbau, Neubau des Ganges zum Brauhaus

1911-1914

Umbau eines Wirtschaftsgebäudes zum des Anstaltsgebäude „St. Antonius“; Neubau Dienstbotenhaus (Torhaus), unter Verwendung von Substanz aus dem 16. Jh

1908-1909

Umbau von Hauptbau und Brauhaus zum Kinderheim, für Kongregation der barmherzigen Schwestern in Bonlanden, durch Bauwerkmeister Kast aus Memmingen, Einbau der Lourdes-Grotte im EG des SO-Turms; Neubau des NW-Turms und Unterfangung der übrigen drei Türme, die Kupferhauben an Stelle der Ziegelbedachung erhalten; Abbruch verschiedener Anbauten, u.a. des „sog. Garten-Salon“, der 1843 noch erwähnt wird. Anbau eines Reservoir- und Abortturms an ehemaliges Brauhaus

1907

Verkauf an die Kongregation der barmherzigen Schwestern in Bonlanden

1906

Umbau und Erweiterung der Pfarrkirche unter Anfügung des Querschiffs, dabei Abbruch des alten Oratoriums

1905

Verkauf des sogenannten Beerengartens südlich des Schlosses an die Gemeinde Hürbel zum Bau des Schulhauses.

1843

Erwerb durch Freiherr Carl von Welden

1840

Verkauf durch Carl Victor Reuttner von Weyl an das Königreich Württemberg

1828

Abtretung eines Teils des Schlossgartens an die Pfarrei

1816-1817

Arbeiten am „Logis des Hr. Baron Joseph von Freyberg“; vermutlich Deckenbemalungen im 1. OG

1816

Verkauf an Freiherr Caesar Reuttner von Weyl zu Achstetten

1806

Übergang an das Königreich Württemberg

1805

Mediatisierung durch Baden, dann an Kurbayern

1787-1790

Renovierung und Neugestaltung der Beletage unter Johann Anton von Freyberg-Hürbel-Haldenwang. 1788 wird der Hausknecht zum Tapetenkauf nach Ehingen geschickt.

1782-1783

Arbeiten am Saal

1779

Arbeiten im OG des Brauhauses mit Verlegung neuer Böden

1774

Erwähnung einer Sommerlaube

1772

Erwähnung eines Glashauses (abgegangen)

1765-1766

Arbeiten am Keller

1723-1727

Umbauten unter Christoph Roman von Freyberg-Hürbel-Haldenwang († 1737), dabei wahrscheinlich Anlage des Treppenhauses, vielleicht auch jetzt erst Aufstockung um ein 2. OG; Arbeiten an den Zimmern; 1725 Dachstuhl neu aufgeschlagen; 1727 aufwändige Stuckarbeiten, vielleicht durch Anton Feichtmayr

1713

Bau des Kaplaneihauses (abgegangen)

1700

Neubau des Schlosstores, Fertigstellung des Zehntstadels; Meister Johann Morherr wird für eine „Newe Capelle verdingt“ (im Schloss?)

1693-1699

Errichtung eines neuen Turms; Fertigstellung des Oratoriums (abgegangen); Neubau des Brauhauses und der Pfisterei

1696-1699

Arbeiten an den „Herrschaftlichen Bewohungen neben dem Newen baylen“, u.a. Einrichtung einer neuen Tafelstube, was darauf schließen lässt, dass spätestens in dieser Zeit der kurze Flügel nach Westen angesetzt wurde, vielleicht auch schon ein Teil des Treppenhauses

1694

Bau einer Kanzlei

1691

Arbeiten an Schloss und Stadel. Anlage des neuen Kirchgangs und des Oratoriums in der Kirche; Arbeiten am „Newen Schloßbronnen“

1685

Arbeiten des Zimmermanns auf dem Getreideboden

1680-1681

Maurer Erhardt ist täglich auf dem „Schloß New- und Nebenbewle“. Mit „Auffihrung der Mauern“, sowie des Abortes beim Stadel, im Stall, am Brauhaus, den beiden Toren und am Schweinestall beschäftigt; Anhebung und Ausbesserung des Dachstuhls auf dem Stadel, Einzug fünf neuer Böden in die alten Mauern

1678-1679

Reparaturen am Brauhaus

1676-77

Erwähnung der Pfisterei, Arbeiten am Schlossgumpbrunnen, Neubau der Schießhüte (abgegangen)

1672

Reparaturen an Schloss und Brauhaus

1670

Existiert ein Brauhaus. Erwähnung des Hopfenhauses sowie des großen Stadels, Reparatur der Amtsknecht-Behausung.

1650

Anlage eines „newen bronnen“ (neuer Brunnen)

1615

Anlage einer Familiengruft für die Herren von Freyberg in der Kirche

1593

Renovierung der Kirche durch Hans Hektor von Freyberg; Erhöhung Türme

1548

Belehnt König Ferdinand I. Werner Volker von Freyberg mit der hohen Gerichtsbarkeit in Schloss und Dorf Hürbel

1534

Als Heiratsgut über die Tochter Heinrich von Steins an Werner Volker von Freyberg-Eisenberg  

1521

Das Schloss wird für neuen Orts- und Grundherrn Heinrich von Stein, als Ersatz für das unweit gelegene, ruinöse Schloss Freyberg, erbaut. Der Bau vertritt den in Oberschwaben verbreiteten Typus des wehrhaften Hauses mit Ecktürmen.

1520

Herrschaftsteilung unter den Söhnen des Bernhard von Stein zu Emerkingen. Hürbel fällt Heinrich von Stein zu.

1419-1435

Übergang durch Heirat an die Herren von Stein

1237

Schloss Hürbel gelangt durch Erbfall an Ulrich von Freyberg, den Bruder Peregrins von Hürbel

1228

Urkundliche Erwähnung eines Peregrin zu Hürbel, wohl identisch mit Pilgrim

1219

Urkundliche Erwähnung des „nobilis“ Pilgrim von Hürbel

1127-1129

Urkundliche Erwähnungen des Ortsadeligen Pilgrim von Hürbel

1083

Erste urkundliche Nennung eines Ortsadeligen „Peregrinus de Hurwilin“; evtl. existierte am Ort ein Adelssitz