Restauration

Schloss Hürbel erwacht aus Dornröschenschlaf

Die Wiederbelebung von Schloss Hürbel

Nach dem Kauf 2013 durch das Ehepaar Dietz-Weinert war die Bevölkerung von Hürbel sehr froh, dass „ihr“ Schloss, vor dem endgültigen Verfall bewahrt blieb. Dem glücklichen Umstand ist zu verdanken, dass Egon Dietz und seine Ehefrau Dr. med. Heidrun Weinert, bereit waren, das Kleinod zu kaufen und sich seines schlimmen Zustandes annahmen. Obwohl beide in München noch voll berufstätig waren, begannen sie 2013 sofort mit den „Rettungsarbeiten“.

Schnelle Unterstützung erhielten sie von der Kreissparkasse Ochsenhausen im Person von Sparkassendirektor i. R. Robert Loritz, der die atypische Entscheidung für das Kreditverfahren traf. Fleißige Hände fanden sich im Ort und der näheren Umgebung, die einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung geleistet haben. Die beiden Neu-Hürbler Bewohner wurden sofort herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen und unterstützt.

Architekt und Denkmal-Experte Siegfried Locher aus Ochsenhausen unterstützt die Maßnahmen hingebungsvoll und steht den Schlosseigentümern mit Rat und Tat zur Seite. In Kooperation mit den Denkmalschutz-Behörden wird Etappe für Etappe restauriert. Das Ehepaar Dietz/Weinert ist stets aktiv an den Arbeiten beteiligt. Sie scheuen keine Mühen, das Projekt voran zu bringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Wenige Tage nach Kauf des Schlosses am 27.12.2013 organisierten die neuen Eigentümer Egon Dietz und Dr. med. Heidrun Weinert einen „Tag der offenen Tür“, um Interessierten einen Blick auf den Zustand im Schloss zu gewähren, was viele Jahre nicht möglich war. Es kamen über 500 Besucher, davon einige, die früher hier im Kinderheim gelebt haben. Das Entsetzen war groß, als sie sahen, dass zuletzt nur noch ein Raum bewohnt wurde und das Schloss jahrelang nicht mehr zu beheizen war. Es war völlig verwahrlos und vermüllt.

2021 war Schloss Hürbel 500 Jahre alt.  Coronabedingt konnte kein Fest stattfinden. Das wird im Juli 2022 nachgeholt.

Erstellung Raumbuch

In Kooperation mit der Denkmalschutzbehörde beginnen Sachverständige und Architekt im September 2014 mit der Erstellung. Das Raumbuch beinhaltet die Vermessung und Dokumentation des gesamten Gebäudes, inklusive Einbauten und Versorgungsleitungen. Die Grundlage für eine maßstabsgetreue digitale Grafik, in der auch alle „denkmalschützerischen“ Befunde vermerkt sind.

Die Denkmalschutzbehörde hat daraufhin die Bestandsaufnahme der einzelnen Bereiche (z.B. Tapeten, Stuck, Fenster, Türen, Bodenbeläge, Putz) gemacht. Dabei werden Alter der Bauteile, ob und wie sehr ihr Erhalt gefährdet ist, eingetragen, sowie sinnvolle und fachgerechte Restaurierungstechniken vorgeschlagen. Das Raumbuch wird stets aktualisiert. Es hat zwei Hauptzwecke, einmal die Grundlage bei der Durchführung der Maßnahmen zu sein und als Dokument für nachfolgende Generationen.

Tapeten Restauration

Außergewöhnlich sind zwei komplett tapezierte Salons im 1. Obergeschoss, die ca. 230 Jahre überdauert haben und trotz extremer Beanspruchung in einem verhältnismäßig guten Zustand waren. Alle Wände des Grünen und Blauen Salons sind komplett mit Tapeten ausgestattet. Es handelt sich um eine der ersten bedruckten Tapeten der Geschichte. Nach Aussage des Sachverständigen stammen sie aus ca. 1780 und sind in Süddeutschland einzigartig.

Im August 2016 begannen der renommierte Stuttgarter Experte für historische Papiertapeten, Dipl. Ing. Thomas Wieck und seine Mitarbeiter mit den Restaurierungsarbeiten der Tapeten, zunächst mit zwei Teilen im Grünen Salon. Bei diesem Teil der Restaurierung handelt es sich um eine „Musterachse.“ Dabei werden zwei Stücke ausgewählt, eines, restaurierungsbedürftig und ein Zweites aus dem Bestand, der am besten erhalten ist. Damit können die Restaurierungsmethoden und die Kosten für die vollständige Restaurierung ermittelt werden.

Das Ergebnis hiervon war, dass zwei Teile der Tapete an der Ostseite ca. 1820 von Hand auf Rollenpapier gemalt worden sind. Offensichtlich reichte die gedruckte Tapete für den Raum nicht aus und die damaligen Eigentümer ließen fehlende Teile von einem Künstler ergänzen/malen. Die Restaurierung des Grünen Salons wurde im August 2017 abgeschlossen, die des Blauen Salons im September 2018. Der Wert der Tapeten wird mit 3 Millionen Euro beziffert. Die Restaurierungskosten lagen über 220.000 EUR und wurden zu 80% vom Denkmalamt übernommen, jedoch mit der Auflage, dass bis auf Tapeten- und Stuckrestauration keine weiteren Zuschüsse für die Sanierung im Schlossinneren mehr gewährt werden können.

Außergewöhnliche Stuckdecken

Die aus dem Jahr 1721 stammenden Stuckdecken im 1. und  2. Obergeschoss, sowie in der ehemaligen Kapelle, wurden von der Restaurierungswerkstatt „Johannes Aman“ aus Weißenhorn restauriert. Die fast 250 Jahre alten Stuck-Decken hatten, wie die Tapeten, einen für ihr Alter sehr guten Erhaltungszustand. Sie waren nur zwei Mal überstrichen worden. Schloss Hürbel hat eine aufwändige Deckenkonstruktion. Die Stuckdecke im 2. OG wurde an eine eigene Balkenlage gehängt. Der Fußboden im 3. OG liegt auch auf einer eigenen Balkenlage auf, so dass die Stuckdecke selbst keiner Belastung ausgesetzt ist und so gut erhalten blieb.

In der ehemaligen Kapelle im 2. OG ist die sehr schöne Stuckdecke teilweise sehr beschädigt, weil die Dachrinnen so vergrast waren, dass jahrzehntelang das Regenwasser über die Dachplatten zurückgedrückt wurde und mehrere Balken vermorschte.

Die Kosten der Stuck-Restauration wurden, wie die beiden Tapetensalons, zu 80% vom Denkmalamt übernommen, jedoch mit der Auflage, dass bis auf Stuck- und Tapetenrestauration keine weiteren Zuschüsse für die Sanierung im Schlossinneren mehr gewährt werden können.

Wände im Schloss

Die Wände mussten teilweise von drei Schichten Latexfarbe befreit werden. Um die Oberfläche des Putzes nicht zu beschädigen, wurden die einzelnen Lagen mit einem Biogel bestrichen und eine Folie aufgebracht. Nach einigen Stunden Einwirkzeit konnte die alte Latexfarbe vorsichtig abgeschabt werden.  Anschließend wurden die Wände mit reinem Sumpfkalk (Zusatz von Leinöl) gestrichen. Eine sehr aufwändige Arbeit. Die großflächigen Wände im Schloss mussten an einem Stück gestrichen werden, um die Sichtbarkeit von Ansätzen zu vermeiden. Dieser Anstrich musste drei Mal wiederholt werden.

Restaurierungsmaßnahmen

Freilegung des Stucks im 2. OG von Übermalungen

Anschluss an die Kanalisation, Einbau Heizungsleitungen und neuer Sanitärzellen im Nordwest-Turm

Erstellung Batterieterminal für Heizung und Entlüftung

Hausschwammsanierung und Außenrestaurierung
(Weiterführung der Maßnahmen durch die neuen Eigentümer)

  • Bauhistorische Untersuchung
  • Beginn der Erstellung des Raumbuches
  • Restauratorische Untersuchung des Befundes der Papier-Tapeten und Stuckdecken
  • Beginn der Notsicherungsmaßnahmen (Gebäude bei Kauf in katastrophalen Zustand)

 

Maßnahmen:

  • Dächer der Schlossanbauten und der Nebenhäuser abgedichtet und erneuert
  • Anlage der Gärten und Grünflächen Schlossvorplatz
  • aufgefrorene Wasserleitung repariert
  • Elektroinstallation erneuert (stammte teilweise aus den 30-er Jahren)
  • 64 gebrochene Fensterscheiben repariert
  • 270m Dachrinne mit Fallrohren erneuert
  • Abwasserleitungen großflächig erneuert (Kanalrohre waren durch Wurzelwuchs unbrauchbar)

  • Einbau Hackschnitzelheizung der Fa. Lindner & Sommerauer (Leistung 150KW)
  • Erneuerung der Wasserleitung und Elektroinstallation (Verwendung von Funkschaltern und Bewegungsmeldern, um möglichst wenig Eingriffe in die Mauersubstanz zu haben)
  • Erneuerung der Böden im EG
  • Einbau einer Wandheizung im EG
  • Einbau von Kastenfenstern im EG
  • Aufarbeitung der Decken und Wandflächen EG
  • Beginn Restaurierung der Tapetenzimmer 1. OG
  • Nutzung des EG und vier Räumen im 1.OG für Wohnungen (3 Einheiten)

  • Fertigstellung des Grünen Salons Januar 2017
  • Restaurierung der Stuckdecke im 1.OG
  • Aufarbeitung der Wand- und Deckenflächen im 1. OG
  • Lackierung der Türen EG und 1. OG
  • Erneuerung der Heizkörper 1. OG
  • Einbau von Kastenfenstern im 1. OG
  • Einbau eines Badezimmers im Nord-West-Turm 1.OG
  • Fertigstellung Fußboden Schlossküche
  • Reaktivierung des alten Küchenherdes in der Schlossküche
  • Nutzung von Wohnräumen im 1.OG durch die Eigentümer

  • Restauration der Gästetoilette am Hintereingang
  • Fertigstellung der Außenanlage auf der Kirchenseite
  • Restaurationsarbeiten im Refektorium (Speisesaal) u.a. Einbau der Heizkörper
  • Restauration historische Fenster, Holzböden und Wände in den Büroräumen des 2. OG
  • Fertigstellung des Grünen Salons im September 2018

Wohnen und Arbeiten im Schloss Hürbel

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